Schmerzen am Bewegungsapparat bei Schweizer Rekruten
(TRUPOFIT -Studie)

Autoren

von Orelli Frédéric*, Enggist U., Huber O., Schneider W., Spring H., Stüssi C., Terrier B., Tritschler T., Vorkauf H.

Schmerzklinik Kirschgarten , CH - 4010 Basel

Problemstellung

Die grosse Zahl von Milizsoldaten, die wegen Rückenschmerzen oder anderen Schmerzen am Bewegungsapparat aus der Armee entlassen werden müssen (ca. 10 % innert 5 Jahren nach der Rekrutierung) suggeriert, dass das individuelle Risiko bei der Zuteilung zu den Waffengattungen nicht genügend beachtet werden kann. Wir stellten uns deshalb die Aufgabe, klinische und anamnestische Faktoren als Praediktoren bei den gesund einrückenden Rekruten zu finden und ihren Wert statistisch zu gewichten.

Ueber die Inzidenz von Rückenschmerzen in Armeen über längere Zeit und Risikofaktoren bei diensttauglichen Wehrmännern existieren nur wenige Daten. Risiken in der Industrie sind schwer vergleichbar.

Studienbeschrieb

Prospektive Kohortenstudie an 2010 Schweizer Rekruten aus verschiedenen Waffengattungen. Untersuchung zu Beginn der Rekrutenschule durch militärexterne Aerzte und Physiotherapeuten bezüglich Anamnese, Wirbelsäulenstatik, Beweglichkeit, Kraft und Koordination mittels einfachen klinischen Tests. Die in der Rekrutenschule erkrankten (n=282) und entlassenen Rekruten (n=105) sowie die in den folgenden 5 Jahren (bis Ende 1995) wegen Rückenschmerzen ganz aus der Armee entlassenen Soldaten (n=107) werden als Gruppe den nicht erkrankten oder entlassenen gegenübergestellt.

Das Risiko wurde für die Extremgruppen von 25 resp 10% einer Messung oder das Vorhandensein oder nicht eines Befundes mit Pearson - Korrelationen und c 2 Tabellen errechnet:

Resultate

Signifikant erhöhte Ausmusterungsrisiken wegen Wirbelsäulenleiden (AWSL) ergeben sich für:

Frühere Behandlung wegen Rückenleiden, besonders wenn sie erfolglos war (AWSL=4) oder bis zur Rekrutenschule andauerte,

Wirbelsäulenverkrümmungen wie Hohlrundrücken oder Flach-, Hohl oder Rundrücken wenn kombiniert mit

Skoliose (AWSL = 1,8), schwache Rumpfmuskulatur (AWSL = 2,0),

schwache Bauchmuskulatur (AWSL = 1,9),

schlechte Beweglichkeit gemessen an Finger -Bodenabstand vorn (AWSL = 1,7) und seitlich und am maximalen Intermalleolarabstand (AWSL = 1,8).

Andere Befunde waren nicht praediktorisch. Das Gewicht von Risikokombinationen wird diskutiert und in Tabellenform mit Risikoangabe (% Ausgemusterte der Gruppe) dargestellt.

Unter den Waffengattungen bestanden grosse signifikante Unterschiede bezüglich Entlassungen. So werden aus der Infanterie wesentlich mehr Rekruten ausgemustert. Die Infanterie hat zwar deutlich mehr Rekruten mit Risikofaktoren; die Risikoträger werden aus den anderen Truppengattungen aber zudem nicht ausgemustert sondern bleiben tauglich

Für Probleme am Bewegungsapparat, die nicht die Wirbelsäule betreffen, konnten mit den beurteilten Tests keine Risikogruppen abgegrenzt werden.

Wegen psychischen Problemen wurden im Beobachtungszeitraum 9,9 % ausgemustert. Folgende Risiken waren in dieser Gruppe signifikant erhöht (Ausmusterungsrisiko aus psychischen Gründen APS): Kein sportliches Training (APS = 2,3). Nicht Wettkampfsportler gegen Wettkampfsportler:APS = 2,3, erfolglose Rückenbehandlung in der Ananmnese APS = 1,7, Genua valga (X - Beine) APS = 1,8. Einzelne Leistungstests (Aushebungsresusltat, Bauchmuskeltest, Jump and reach-Test) aber auch Beweglichkeitstests (FBA vorn, Fersendistanz zu Körpergrösse) korrelieren bei geringerer Leistung mit höherem APS.

Schlussfolgerung

Mit wenigen validierten klinischen Tests kann zu Beginn der Rekrutenschule das erhöhte Risiko für dienstlimitierende Rückenleiden beurteilt werden.

Der Einsatz der Kriterien für die Einteilung nach Belastungsfähigkeit bei der Aushebung wird zur Zeit untersucht.

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